Chemischer Vapor Transport CVT
Im August 2019 wurde die Bezeichnung Fluidite auf dieser homepage durch die mehr zutreffende Bezeichnung Vaporit ersetzt, aus CFT wird demzufolge CVT


Der Reaktionsdruck pMeX ändert sich elementabhängig, mit der Temperatur und in Abhängigkeit von der Gaszusammensetzung. Die Reaktionsdruckwerte pMeX zahlreicher MeCl- und MeF-Verbindungen und ihre Temperaturabhängigkeit finden sich graphisch dargestellt in Schrön, Oppermann et al. 1988. Neben dem Reaktionsdruck pMeX ist für den Transport einer MeX-Verbindung ein hinreichender Sättigungsdampfdruck ps Mex erforderlich. Sättigungsdampfdruckwerte psMex siehe Fig. 1 in Schrön 2013.
Bei der Beurteilung des Transports metallischer Bodenkörper tritt in der Fest-Gas- Gleichgewichtsreaktion (1) anstelle des Oxids MeO das Metall Me.
CVT in der Geochemie
Die ersten Beobachtungen von CvT in der Natur betreffen die Abscheidung von Hämatit aus mit gasförmigen FeCl3 beladenen vulkanischen Gasen entsprechend Fest-Gas-Gleichgewichtsreaktion (2)
Fe2O3(s) + 6HCl(g) ↔ 2FeCl3(g) + 3H2O(g) (2)
durch Rückreaktion. Solche Hämatitabscheidungen sind z.B. am Vesuv beobachtet worden. Am Kraterrand des Vesuvs sind auch die Minerale Cotunnit PbCl2, Eriochalcit CuCl2·2H2O, Molysit FeCl3, Scacchit MnCl2, Ferruccit NaBF4 and Hieratit K2SiF6 entdeck worden, die als Hinweis auf CVT dienen, weil die in diesen Mineralen enthaltenen MeX-Verbindungen zu den stabilsten Transportgasen des CVT gehören. Hier interessieren aber weniger Gasphasen, die aus Vulkanen ausströmen und dort ihre Spuren hinterlassen haben, sondern mehr die CVT, die in der Erdkruste (und im Erdmantel) Spaltenfüllungen und Verdrängungseffekte bewirken. Es geht also hier vor allem um hydrothermale Lagerstättenbildung und Metasomatose.
Der Versuch, die Rolle der CVT in der Geochemie mit typischen Beispielen zu charakterisieren, führte zur Einführung einer neuen Gesteinsgruppe, zu den Fluiditen, die neben Magmatite, Sedimendite und Metamorphite gestellt werden (Schrön 2013). Fluidite umfassen alle mineralischen Bildungen, die infolge CVT durch direkte Abscheidung aus der Gasphase oder nachfolgenden hydrothermalen Transport entstanden sind, einschließlich Umbildungen. Die Eigenständigkeit der Fluidite wird durch eine Reihe von eigenen Regeln und Gesetzmäßigkeiten bestimmt (Schrön 2013). Die Endprodukte der sogenannten „magmatischen Restlösungen“ werden den Fluiditen zugeordnet, sobald sie diesen Gesetzmäßigkeiten entsprechen. Bei diesen „Restlösungen“ handelt es sich doch viel mehr um Produkte der Mobilisierungsprozesse durch CVT, d.h. um eigenständige Prozesse. Der Zusammensetzung der für CVT erforderlichen Gasphasen mit den Hauptbestandleilen H2O, H2S, HCl und HF kommt eine maßgebliche Rolle zu. Die verfügbaren Informationen über die exakte Zusammensetzung magmatischer u. a. Gase in der Erdkruste ist jedoch sehr spärlich. Die chemische Thermodynamik der Fest-Gas-Gleichgewichtsreaktionen funktioniert auch ohne diese exakten Informationen. Aus den Haupt- und Spurenelementgehalten der durch CVT abgeschiedenen Mineralparagenesen lassen sich Rückschlüsse z.B. auf die HCl- und HF-Gehalte in der Gasphase ziehen. Sobald die Dominanz von Diffusions- oder Konvektionsprozessen gewährleistet und ein Temperaturgradient vorhanden ist, werden die Voraussetzungen für das Zustandekommen von Kreislaufprozessen erfüllt, was zu einer beträchtlichen Steigerung der Transporteffizienz führen kann.
CVT in der Kosmochemie
- das Auftreten von schweren Elementen bis zu Eisen und Nickel infolge Stellarer Nukleosynthese,
- Anfangstemperaturen von 1500 K und höher sowie Temperaturgradienten
- das Zustandekommen von Diffusionsprozessen.
2. die o. g. Nickeleisenmeteoriten (Oktaedrite, Hexaedrite und Ataxite) im Asteroidengürtel im Frühstadium der Bildung unseres Sonnensystems direkt aus der Gasphase abgeschieden worden sind. Sie repräsentieren ca. 4,567 * 109 a alte, praktisch unverändert Materie aus der protoplanetaren Scheibe und haben von dort als Meteoriten den Weg auf die Erde und in unsere Laboratorien gefunden. Das verdanken wir dem Umstand, dass die Akkretion im Asteroidengürtel in der Regel nicht über die Bildung von Kleinkörpern hinaus gegangen ist. Bei den Planeten mit Eisenkern sind die Eisenkörper gleichermaßen im Frühstadium der Akkretion entstanden und haben sich primär im Zentrum des entstehenden Planeten abgelagert. Um die Entstehung der Eisenkerne von Planeten zu erklären, ist demzufolge keine Aufschmelzung der gesamten Planetenkörper erforderlich. Die direkte Abscheidung der meteoritischen Minerale aus der Gasphase durch CVT gilt nicht nur für Nickeleisenkörper, also für Kamazit, Tänit, Schreibersit u.a. sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch für weitere in Meteoriten auftretende Minerale, z.B. für solche, die nur in Meteoriten zu beobachten bzw. die auf der Erde nicht zu finden sind. Hauptbestandteile von Kamazit, Tänit und einigen weiteren Mineralen sind die siderophilen Elemente. Alle siderophilen Elemente zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Ergebnis thermodynamischer Dominanzbetrachtungen als Chlorverbindungen MeCl transportiert werden. Ihr Transportverhalten ist gleichartig. Lithophile Elemente dagegen werden meist bei geringeren Temperaturen <<1000 K und darüber, dominant als Flurverbindungen MeF transportiert und zeichnen sich durch ein anderes Transportverhalten aus (Schrön 2013). Für die Transportprozesse der lithophilen Elemente im Solarnebel gibt es jedoch nach dem jetzigen Erkenntnisstand weniger gute Voraussetzungen. Die zusammengestellten Argumente sind außerordentlich überzeugend. Die Fortsetzung der Betrachtungen macht eine erweiterte neue, nach Möglichkeit mehr quantitative Bearbeitung der Thermodynamik der Fest-Gas-Gleichgewichtsreaktionen sinnvoll. Außerdem ist der Weg des Beweises durch das Experiment denkbar. Das Widmanstättengefüge der Oktaedrite wird bei hohen Temperaturen irreversibel zerstört. Bei den hier entwickelten Vorstellungen des CVT entsteht das Widmanstättengefüge deutlich unter der Schmelztemperatur von Eisen durch Rückreaktion nach Gleichgewichtsreaktion (3)
Fluidite - ein Überblick
(3.1-3.4 geordnet nach abnehmender Bildungstemperatur der MeX,g-Verbindung)
Literaturverzeichnis
Walter de Gruyter,
Durrer, R. 2013. Kosmologische Magnetfelder. Vortrag im Physikalischen Kolloquium der FSU Jena, 09.12.2013
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